Am Freitag, den 8.September hat die Klasse 2 bei strahlendem Sonnenschein eine Wanderung unternommen. Schon morgens war es so warm, dass die Jacken in der Schule gelassen werden konnten. Als wir uns zum Start auf dem Schulhof versammelten, bekam ein Kind ganz plötzlich starke Bauchschmerzen und musste abgeholt werden. Kurze Zeit später setzte sich die Klasse in Bewegung, als es plötzlich einen Schrei gab. Zwei Mädchen hatten Insektenspray in die Augen bekommen und mussten wieder zurück zur Mädchentoilette, um sich die Augen mit Wasser auszuspülen. Frau Wellmann nutzte die Gelegenheit, um zu fragen, welche Strecke sie von den angepeilten 4 Kilometern sie denn schon geschafft haben. Es waren tatsächlich schon 10 Meter. Alle Kinder waren sehr gut ausgerüstet, es gab richtige Outdoorhosen und langärmelige Funktionsshirts und Hüte. Zum Glück bemerkte unser aufmerksamer Klassensprecher, dass ein Kind noch seine Hausschuhe trug. Das wäre im Dickicht schwierig geworden.
Einige Kinder hatten im Vorfeld schon etwas Sorge, dass die Wanderung zu anstrengend wird und Frau Gude hatte auch Respekt vor dem Buschwerk.
Auf dem ersten Abschnitt bis zum Schulwald war die Stimmung jedoch bestens. Der Morgen war noch frisch, eine scheue Katze lauerte uns auf, es wuchsen Äpfel am Straßenrand, neben dem Wald standen zwei sehr freundliche Pferde am Zaun und wollten uns kennenlernen.
Im Schulwald erzählte Frau Wellmann zuerst eine märchenhafte Geschichte. Von einem indigenen Volk, Waldläufer-Indianer genannt, das in diesem Wald lebt. In der Nähe schneidet die „rauschende Schlange“, auch B68 genannt, ihre Welt ab. Sie suchen nach dem geheimen Tor auf die andere Seite der rauschenden Schlange. Dazu muss eine Mutprobe bestanden werden. Die jungen Indianerinnen und Indianer mussten ihren Weg durchs Dickicht, durch einen Zauberwald am schwarzen Wasser und durch einen Sumpf finden. Es gab zwei Gruppen: die leisen Füchse und die Lino-Indianer.
Plötzlich verschwand Frau Wellmann und die leisen Füchse waren auf sich allein gestellt. Der Weg war durch helle Wollfäden gekennzeichnet, aber nicht alle Kinder fanden die Fäden. Die Gruppe musste aufpassen, dass niemand verloren geht.
Frau Wellmann wartete am Zielort mit Herzklopfen, ob die Füchse die Mutprobe bestehen. Es dauerte einige Minuten, bis die Rufe der Kinder näher kamen. Die Lino-Indianer fanden den Weg etwas schneller. Alle waren stolz, dass sie es geschafft haben, aber durch das hohe Gras hatten viele nasse Füße. Das sollte noch schlimmer werden. Auf einer umgestürzten Birke machten wir Frühstückspause und spielten frei im Wald. Es gab jede Menge zu entdecken, Höhlen unter Wurzeln, Pilze, Haselnüsse und ein Büschel rotbraunen Fells. Auf einer Lichtung schienen die feuchten Spinnennetze in der Luft zu schweben. Das war ein prächtiger Altweibersommermorgen.
Aber das geheime Tor musste noch gefunden werden. Also ging es weiter durch den Wald, über Wiesen und Wege. Dornenranken, Brombeeren, Brennnesseln, Disteln, giftiger Aronstab, riesige Nacktschnecken, nichts konnte die Klasse 2 aufhalten. Der Jubel war groß, als das geheime Tor tatsächlich am Ende des Waldweges aufragte. Es war die Öffnung eines dunklen Tunnels, durch den alle einmal laufen mussten. Am Ausgang standen die Disteln meterhoch, hier war schon sehr lange niemand mehr hindurch gegangen.
Aber unser Weg führte nicht hindurch, wir bogen ab und landeten schließlich wieder am Zauberwäldchen. „Wir sind im Kreis gegangen“, folgerten die Kinder sofort.
Es wäre langweilig gewesen, die gleiche Strecke zurück zu gehen, da blieb nur ein anderer Weg. Wir mussten am Maisfeldrand laufen. Und da die Brennnesseln den Weg versperrten, gab es nur den Ausweg, ein Stück durch das Maisfeld zu gehen. Es wurde keine Pflanze umgetreten, kein Kolben abgerissen und niemand durfte tiefer als die erste Reihe im Feld verschwinden. Aber spannend war es! Es wurde viel gelacht. Es war wie in einem Labyrinth. Aber das größte Hindernis warte noch auf die Klasse: Der sumpfige Graben. An dieser Stelle haben einige Kinder etwas Angst bekommen, denn es ging steil runter und steil hoch. Und man musste sehr schnell laufen, damit man nicht unten im Morast steckenbleibt. Frau Wellmann hatte ein paar Stücke Totholz ausgelegt zum Drauftreten, aber die Stücke reichten nicht. Mit großem Schwung und viel Muskelkraft schaffte es jeder durch den Graben. Naja, Frau Gude blieb fast stecken und rief um Hilfe. Aber es konnte keiner durch die Brennnesseln greifen, um ihr zu helfen. Es war aber auch nur ein Spaß von Frau Gude. Anschließend mussten wir Wasser über gebrennnesselte Hände und Arme gießen. Alle sind wirklich tapfer gewesen, aber es war auch kein Sonntagsspaziergang.
Zurück in der Schule legten wir die nassen Schuhe und Strümpfe in die Sonne. Es gab kühle Wassermelone und wir konnten noch etwas auf dem Schulhof im Schatten unter den Maulbeerbäumen chillen. Das Abenteuer ist gut ausgegangen.